„KI-Tools“ für Forschungskommunikation & Kulturmarketing 

 August 12, 2025

von  Christoph Tautscher

Eine klare Botschaft, viele Empfänger:innen - dank KI-gestützter Systeme 

Ein- bis zweimal im Jahr kontrolliere ich meine Webseiten und Blogartikel daraufhin, ob sie noch aktuell und inhaltlich korrekt sind. Selten musste ich einen Text, der vor einem halben Jahr noch vollkommen in Ordnung war, so radikal umschreiben. Da es sich um das Thema „KI in der Kommunikation” handelt, wird es bestimmt nicht die letzte Überarbeitung gewesen sein. Schauen wir uns aber nochmal die Basics an.

Wie können Euch KI-Tools bei der Kommunikation Eurer Inhalte und Themen unterstützen? Mit ihnen könnt Ihr Eure kreativen Inhalte effizient für alle Online- und Social-Media-Aktivitäten aufbereiten. Aus eigener Erfahrung weiß ich: Die Zeit für Öffentlichkeitsarbeit ist immer zu knapp. Das hat sich durch die Digitalisierung der Medienkommunikation nicht geändert, sondern hat sich sogar noch verschärft.

Hier findet Ihr einige KI-gestützte Systeme, die mir in meiner täglichen Arbeit helfen, effektiv und effizient zu kommunizieren. Denn jedes bespielte Medium stellt andere Anforderungen. Jeder Social-Media-Kanal erfordert eine eigene Tonalität und ein eigenes Format. Aber die Botschaft bleibt immer dieselbe!

Eine Botschaft, eine Stimme

Ihr verliert Euch in einer Vielzahl von Texten für unterschiedliche Medien wie Webseiten, PR, Newsletter und Social Media? Um den Überblick zu bewahren, empfehle ich, sich für EINEN guten Text die Zeit zu nehmen, der eure Botschaft allgemein vermittelt. Das können neue Erkenntnisse, ein neues Werk oder aktuelle Informationen zu Euren Veranstaltungen und Events sein.

KI als Multiplikator

Ausgehend von diesem Basistext könnt Ihr mit Hilfe von „Large Language Models (LLMs)“ wie ChatGPT von OpenAI oder Gemini von Google die jeweiligen Textsorten für verschiedenste Zielgruppen und Medien aufbereiten lassen. Ihr könnt Euch aber auch bei der Erstellung helfen lassen. Warum nur helfen lassen und nicht gleich erstellen lassen? Dazu mehr in Kürze.

Zuvor möchte ich jedoch mein Unverständnis darüber kundtun, dass gerade in der Kulturkommunikation überraschend oft unverständliche und unkreative Informations- und Pressetexte bei mir ankommen – oder eben „nicht ankommen“. Das gilt für mein E-Mail-Postfach genauso wie für meine Social-Media-Timelines. Wie ein Kollege einmal überspitzt, aber treffend sagte:

„Bei manchen Pressemitteilungen dauert es länger, den Text zu lesen und zu verstehen, als die Ausstellung zu besuchen.“

Auch Wissenschaftskommunikation, die ein Publikum außerhalb der Fachwelt erreichen will, muss ohne Begleitstudium oder Fremdwörterlexikon verständlich sein.
Dabei solltet Ihr nicht nur kreativ, sondern auch effizient sein. KI-gestützte Online-Dienste können euch bereits bei der Texterstellung helfen, Eure Texte schneller und besser zu formulieren.

KI-Tools für Forschung und Kultur - Bild: Possessed Photography on Unsplash

Stilvolle Texte an verschiedene Adressen - mit "KI-Unterstützung"

Wer hofft, dass generative KI-Tools die Texte selbstständig schreiben, muss ich leider enttäuschen. Nicht umsonst spreche ich in diesem Artikel immer wieder von KI-Unterstützung.

Die eigentliche Arbeit – von der Definition der Ziele und Zielgruppen über die grundsätzliche Themenfindung und Texterstellung bis hin zur Kommunikation in den entsprechenden Kanälen – sollten wir keiner künstlichen Intelligenz überlassen. Aber wir können uns bei der Arbeit unterstützen lassen.

Im Folgenden möchte ich ein paar kostenlose Tool-Tipps aus meiner eigenen Praxis geben.

Stilfragen und Übersetzung: „DeepL Write & Translate“

Beginnen wir mit einem Tool, das den meisten als Sprachübersetzer bekannt ist: DeepL Translate ist schon seit einiger Zeit eine beliebte Adresse.

Die Ergebnisse können sich meiner Erfahrung nach durchaus sehen lassen (zumindest für die Sprachkombination Deutsch-Englisch), bedürfen aber wie jede aktuelle KI-Unterstützung einer menschlichen Nachbearbeitung.

Inzwischen ist DeepL Write aber mein bevorzugter KI-Schreibassistent. Er korrigiert nicht nur Grammatik- und Rechtschreibfehler, sondern besticht auch durch sehr brauchbare Vorschläge zur Verbesserung des Schreibstils – je nach gewünschter Tonalität.

So habe ich beispielsweise das im Eigenverlag veröffentlichte Buch "Die große Freiheit auf kleinen Rädern" Absatz für Absatz von DeepL Write lektorieren lassen. Mein menschliches Lektorat wurde dadurch erheblich entlastet, auch wenn - trotz aller Technik - noch der eine oder andere Knoten im Text zu lösen war.

Eine digitale Textagentur: „ChatGPT“

Damit sind wir auch schon beim „Elefanten im Raum“. Es ist das bekannteste und meistverwendete generative KI-Tool. Bei aller Aufregung, die ChatGPT mit seinen Funktionen und Updates in der Öffentlichkeit auslöst, möchte ich mich an dieser Stelle aber vor allem auf die Unterstützung beim Schreiben konzentrieren und nicht auf die komplette Erstellung von Texten, Bildern oder Videos.

Vorsicht mit der „allwissenden Müllhalde“

Denn die Antworten von ChatGPT – wie auch anderer LLMs – generieren sich aus Milliarden Quellen quer durch das Internet. Einige davon sind zweifelhafter Herkunft. Somit stellt sich die Frage, ob eine „allwissende Müllhalde“ ein guter Nährboden für vollautomatisch generierte Texte, Bilder oder Videos ist. 

Für eine generative Nutzung braucht es immer noch ausgefeiltes Prompting, um „faule Inhalte“ auszusieben, sowie das entsprechende Fachwissen, um die generierten Inhalte bewerten zu können.

Perfekte Sparring-Partner:in im eigenen Ring

Mit selbst verfassten Texten als Ausgangspunkt wird ChatGPT jedoch zu einem spannenden Sparring-Partner:in, die dabei helfen kann, PR-Texte für unterschiedliche Medien und Zielgruppen aufzubereiten. Auch Marketing-Texte für Sales-Funnel, CTAs, E-Mails oder Social-Media-Posts können in verschiedenen Varianten erstellt werden.

So wird ChatGPT zu einer digitalen Textagentur, die bereits in der kostenlosen Einstiegsvariante dabei hilft, kompakte Gebrauchstexte oder Zusammenfassungen bestehender Texte zu verfassen. Auch wenn ich die Zielgruppe für ein Projekt noch nicht kenne, half mir ChatGPT beim "Minimal Marketing Quartett" relevante Aspekte für die Kommunikationsstrategie zu finden.


Allerdings muss ich sagen, dass Googles Gemini – gemeinsam mit NotebookLM (ebenfalls von Google) – bei dieser Art von Aufgaben inzwischen massiv aufgeholt hat und ChatGPT nicht selten in den Schatten stellt.

Strategie und Struktur mit „Google Gemini“

Auch Gemini kann als generatives KI-Tool selbstverständlich Blog- oder Newsletter-Artikel erstellen. In meiner täglichen Praxis vergleiche ich die Ergebnisse von Gemini regelmäßig und bleibe für diesen Verwendungszweck nach wie vor bei ChatGPT.

Für Strategien, Strukturabläufe oder zusammenfassende, thematische Abhandlungen (um sich beispielsweise in ein Thema einzulesen) bin ich inzwischen bei Google gelandet. 

Manchmal nutze ich auch die Ergebnisse des jeweils anderen Tools. Aktuell komme ich zu dem Fazit, dass ChatGPT „etwas kreativer“ und Gemini „besser strukturiert“ ist.

„Google NotebookLM“ als Wissensarchiv und Podcast-Produzent:in

Google beginnt aber wirklich zu strahlen, wenn man NotebookLM öffnet. Einfach ausgedrückt kann man sich mit NotebookLM eine eigene Datenbasis aus bis zu 50 Quellen erstellen. 

Dabei kann eine Quelle eine A4-Seite, eine Webseite, ein ganzes Buch oder ein ganzes (zugängliches) Online-Archiv sein. Auf diese Art und Weise können beispielsweise die Webseiten-Links von bis zu 50 Mitbewerber:innen in einem Notebook hinterlegt werden. Mithilfe von NotebookLM könnt Ihr dann Strategien entwickeln, um Euch besser zu positionieren.

Ihr könnt auch ein Notebook mit eurem kompletten Veranstaltungsarchiv füttern. Somit könnt ihr im Dialog mit NotebookLM herausfinden, wann, wie oft und mit welchen Programmen Künstler:innen bei euch gastierten. Mit diesem Wissen und den aktuellen Inhalten der Künstler:innen-Webseiten könnt Ihr einen soliden ersten Entwurf für einen PR-Text erstellen.

KI-generierte Podcasts

Im Rahmen eines KI-in-der-Bildung-Projekts für die FHWien der WKW bin ich auf die NotebookLM-Audiozusammenfassung gestoßen. Dabei handelt es sich aber nicht um eine technoide Stimme, die ausdruckslos Textinhalte herunterrasselt, sondern um ein authentisches Gespräch zweier Podcast-Hosts, die sich über die von euch im Notebook ausgewählten Inhalte unterhalten. Mit einem „Anpassen-Prompt“ könnt Ihr auch noch Details wie die Zielgruppe der Zuhörenden, das Geschlecht der Moderator:innen oder die Sprache definieren.

Das funktioniert inzwischen auch auf (Bundes-)Deutsch ziemlich gut und klingt für fünf bis zehn Minuten authentisch und kurzweilig. Auch wenn erste Studien (z.B. der Universität Zürich 2024)  darauf hinweisen, dass unser Gehirn den Unterschied zu menschlicher Sprache unterbewusst wahrnimmt und man nach einer gewissen Zeit offensichtlich wiederkehrende Floskel erkennt, ist das Ergebnis dennoch sehr beeindruckend.

Cookies auf tautscher.net by Sajad Nori on unsplash

Datenschutz, Urheberrecht und Energiekosten?

Einige mögen jetzt datenschutzrechtliche Bedenken anmelden. Dem halte ich entgegen, dass bei allen vorgestellten Anwendungen Texte verwendet werden, die in der Regel ohnehin online veröffentlicht werden. Das heißt, sie werden früher oder später sowieso von einem KI-Tool abgegriffen und dem Algorithmus hinzugefügt. Aber natürlich solltet Ihr niemals interne oder persönliche Daten mit den vorgestellten kostenlosen Tools bearbeiten und im Zweifel fundierten datenschutzrechtlichen Ratschlag einholen.

Kostenloses Training für KI-Modelle

Denn Ihr müsst bedenken, dass bei kostenloser Nutzung generativer KI-Tools Eure Inhalte zum Trainieren des jeweiligen KI-Modells verwendet werden. Sobald Ihr für eines der Tools, wie etwa ChatGPT oder Gemini, bezahlt, könnt Ihr in den Einstellungen angeben, dass Eure Daten nicht für Trainingszwecke verwendet werden sollen. Wenn ihr plant, interne Budget- oder personalisierte Besucherdaten mithilfe von KI-Tools zu analysieren, ist ein Bezahlmodell unbedingt anzuraten.

Solange ihr aber eigene Texte und anonyme, für die Öffentlichkeit bestimmte Daten, als Basis für Eure Anfrage verwendet sehe ich auch keine Probleme mit dem Urheberrecht oder dem Datenschutz. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass es sich dabei nur um meine persönliche Einschätzung handelt und nicht um einen rechtlichen Ratschlag. Wenn Ihr in dieser Hinsicht Bedenken habt, wendet euch an einen spezialisierten Rechtsbeistand.

Versteckte ökologische und ökonomische Kosten

Neben Datenschutz- und Urheberrechtsbedenken sollten wir immer auch die "Energiekosten" in unsere Kalkulation einfließen lassen. In einem anschaulichen Artikel hat sich die Plattform AlgorithmWatch mit den "Umweltkosten der KI-Lieferkette" auseinandergesetzt. Und auch wenn uns die Zusammenarbeit mit KI-gestützten Systemen Zeit und Energie spart, so wurde bereits sehr viel Energie und (teilweise schlecht bezahlte) Arbeitszeit in das Training der Machine-Learning-Modelle investiert. 

Es wird langfristig erneuerbare Energiekonzepte und sozial-ökonomisch verträgliche Arbeitsmodelle brauchen, um eine verstärkte Nutzung von KI-Systemen nachhaltig zu gestalten. Als weitere Gedankenanstoße noch ein Artikel aus dem Dezember 2022 über "The Environmental Costs of AI" von Ana Valdivia für das Political Economy Research Center (PERC) sowei ein weiterer AlgorithmWatch Beitrag zu "Nachhaltige KI: Ein Widerspruch in sich?"

Inzwischen rate ich aus eigener Erfahrung, die vorhanden Systeme mit Bedacht einzusetzen und neben KI-Tools auch den eigenen kreativen Fähigkeiten Zeit und Raum zu lassen. Auch wenn es seit Jahrzehnten einen Taschenrechner gibt, ist es immer noch ein gutes Training gelegentlich ein bisschen Kopfrechnen zu praktizieren.

Wie Ihr KI-gestützte Systeme in Eurer Praxis mit PR-Texten anwenden könnt erfahrt Ihr im folgenden Artikel am Beispiel einiger ChatGPT-Prompts.

Was sind Eure Erfahrungen mit KI-gestützten Systemen? Welche KI-Tools könnt Ihr empfehlen? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

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Christoph Tautscher

online.marketing.kommunikation

Seit über 25 Jahren bin ich im Online-, Medien- und Kulturbereich aktiv. Meine Erfahrung sammelte ich als Online-, Radio- und Print-Redakteur, sowie als PR- und Marketing-Manager u.a für das Jazz Fest Wien und die Jeunesse Österreich.

2018 erhielt ich meinen Master im Bereich „Marketing und Vertriebsmanagement“ an der FHWien der WKW zum Thema „Onlinemarketing für Kulturbetriebe“. Aktuell bin ich u.a als Kultur- und Onlinemarketing-Experte tätig und koordiniere die Forschungskommunikation an der FHWien der WKW.

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