„KI-Tools“ für Forschungskommunikation & Kulturmarketing 

 Juni 16, 2023

von  Christoph Tautscher

Eine klare Botschaft, viele Empfänger:innen - dank KI-gestützter Systeme 

Wie kann die Kommunikation Eurer Inhalte und Themen zu einem kreativen, aber auch effizienten Prozess Eurer Online- und Social-Media-Aktivitäten werden? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass die Zeit für Öffentlichkeitsarbeit immer zu knapp ist. Das hat sich durch die Digitalisierung der medialen Kommunikation nicht geändert - teilweise sogar verschärft. Dabei können uns KI-gestütze System nun auch helfen effektiv und effizient zu kommunizieren.

Jedes bespielte Medium stellt andere Anforderungen. Jeder Social-Media-Kanal erfordert eine eigene Tonalität und ein eigenes Format. Doch die Botschaft bleibt immer dieselbe!

Eine Botschaft, eine Stimme

Nehmt Euch Zeit für EINEN guten Text, der Eure Botschaft vermittelt. Das können neue Erkenntnisse, ein neues Werk oder Eure Veranstaltungen und Events sein. Ich bin immer wieder überrascht, WIE unverständlich und unkreativ Informations- und Pressetexte bei mir ankommen - oder eben „nicht ankommen". Das gilt für mein E-Mail-Postfach genauso wie für meine Social-Media-Timelines. Wie sagte ein Kollege einmal überspitzt, aber treffend:

„Bei manchen Pressemitteilungen dauert es länger, den Text zu lesen und zu verstehen, als die Ausstellung zu besuchen.“

Auch Wissenschaftskommunikation, die ein Publikum außerhalb der Fachwelt erreichen will, muss ohne Begleitstudium oder Fremdwörterlexikon auskommen.

Dabei solltet Ihr nicht nur kreativ, sondern auch effizient sein. Bereits bei der Texterstellung können Euch KI-gestützte Online-Dienste helfen, Eure Texte schneller und besser zu formulieren.

KI-Tools für Forschung und Kultur - Bild: Possessed Photography on Unsplash

Stilvolle Texte an verschiedene Adressen - mit "KI-Unterstützung"

Wer an dieser Stelle hofft, dass KI-Tools ihre Texte selbstständig schreiben, den muss ich enttäuschen. Nicht umsonst spreche ich in diesem Artikel immer wieder von KI-Unterstützung.

Die eigentliche Arbeit von der Definition der Ziele und Zielgruppen über die grundsätzliche Themenfindung und Texterstellung bis hin zur Kommunikation in den entsprechenden Kanälen kann (noch) keine künstliche Intelligenz übernehmen. Aber wir können uns dabei unterstützen lassen.

Dazu ein paar kostenlose Tool-Tipps aus meiner eigenen Praxis.

Leseverständnis: „Hemingway“

Seit einiger Zeit benutze ich den „Hemingway Editor“ für Texte, die besonders niedrigschwellig funktionieren müssen. Durch einfaches Copy & Paste in das Eingabefeld erhält man eine sehr grobe Einstufung der Lesbarkeit des Textes.

Die Angabe erfolgt in Schulstufen („Grades“) und reicht von Good (bis „Grade 8“) über OK (bis „Grade 13“) bis Poor (höher als „Grade 14“ bzw. Post-graduate).

Bei deutschen Texten wird vor allem angegeben, welche Sätze "schwer" und welche Sätze "sehr schwer" zu lesen sind. Das Ergebnis kann vor allem durch kürzere Satzkonstruktionen verbessert werden - je nach Zielgruppe für die der Text bestimmt ist.

Rechtschreib- und Grammatikprüfung: „SpellBoy“

Screenshot - SpellBoy

Neben der Rechtschreibprüfung von Word hilft mir das kostenlose Online-Tool „SpellBoy“ bei Rechtschreib- und Grammatikfehlern.

Die alternativ angebotenen korrekten Schreibweisen sind umfangreicher als bei Word und auch bei der Beistrichsetzung schneidet „SpellBoy“ meist besser ab.

Link zu „SpellBoy“

Stilfragen und Übersetzung: „DeepL“

Wenn es um die Übersetzung in eine andere Sprache geht, ist DeepL Translate schon seit einiger Zeit eine beliebte Adresse. Die Ergebnisse können sich meiner Erfahrung nach durchaus sehen lassen (zumindest für Deutsch <> Englisch), bedürfen aber wie jede aktuelle KI-Unterstützung einer menschlichen Nachbearbeitung.

Seit 2023 bietet DeepL mit „Write“ einen KI-Schreibassistenten an. Auch dieser korrigiert Grammatik- und Rechtschreibfehler, aber DeepL Write besticht bereits in der Beta-Version durch sehr brauchbare Vorschläge zur Verbesserung des Schreibstils.

Eine digitale Textagentur: „ChatGPT“

Damit sind wir beim derzeit wohl bekanntesten Vertreter der KI-Assistenzsysteme. Bei aller Aufregung, die ChatGPT in der Öffentlichkeit ausgelöst hat, sollten wir auch hier nur an die Unterstützung beim Schreiben denken und nicht an die Erstellung von Texten.

Denn ChatGPT wurde nicht geschaffen, um Texte aus dem Nichts zu generieren. Auch die Antworten des Chatbots generieren sich aus Millionen und Abermillionen von Quellen quer durch das Internet. Einige davon sind zweifelhafter Herkunft. Es stellt sich die Frage, ob eine „allwissende Müllhalde“ ein guter Nährboden für vollautomatisch generierte Texte ist.

Aber mit selbst verfassten Texten als Ausgangspunkt wird ChatGPT zu einem spannenden Sparringspartner, der helfen kann, PR-Texte für unterschiedliche Medien und Zielgruppen aufzubereiten. Auch Marketing-Texte für Sales-Funnel, CTAs, E-Mails oder Social-Media-Posts können in verschiedenen Varianten erstellt werden.

So wird ChatGPT zu einer digitalen Textagentur, die bereits in der kostenlosen Einstiegsvariante hilft, kompakte Gebrauchstexte oder Zusammenfassungen bestehender Texte zu verfassen.

Cookies auf tautscher.net by Sajad Nori on unsplash

Datenschutz, Urheberrecht und Energiekosten?

Einige mögen jetzt datenschutzrechtliche Bedenken anmelden. Dem halte ich entgegen, dass bei allen vorgestellten Anwendungen Texte verwendet werden, die in der Regel ohnehin online veröffentlicht werden. Das heißt, sie werden früher oder später sowieso von einem KI-Tool abgegriffen und dem Algorithmus hinzugefügt. Aber natürlich solltet Ihr niemals interne oder persönliche Daten mit den vorgestellten Tools bearbeiten und im Zweifel fundierten datenschutzrechtlichen Ratschlag einholen.

Durch die Verwendung eigener Texte als Basis für Eure Anfrage sehe ich auch keine Probleme mit dem Urheberrecht. Wobei ich an dieser Stelle darauf Hinweise, dass auch dies nur meine persönliche Einschätzung und kein rechtliche Ratschlag ist. Wenn Ihr in diese Richtung  bedenken habt, wendet Euch an einen spezialisierten Rechtsbeistand.

Neben Datenschutz- und Urheberrechtsbedenken sollten wir immer auch die "Energiekosten" in unsere Kalkulation einfließen lassen. Auch wenn uns die Zusammenarbeit mit KI-gestützten Systemen Zeit und Energie spart, so wurde bereits sehr viel Energy und (teilweise schlecht bezahlte) Arbeitszeit in das Training der Machine-Learning-Modelle investiert. Es wird langfristig erneuerbare Energiekonzepte und sozial-ökonomisch verträgliche Arbeitsmodelle brauchen, um eine verstärkte Nutzung von KI-Systemen nachhaltig zu gestalten. Als Gedankenanstoß ein Artikel aus dem Dezember 2022 über "The Environmental Costs of AI" von Ana Valdivia für das Political Economy Research Center (PERC). 

Inzwischen rate ich aus eigener Erfahrung, die vorhanden Systeme mit Bedacht einzusetzen und neben KI-Tools auch den eigenen kreativen Fähigkeiten Zeit und Raum zu lassen. Auch wenn es seit Jahrzehnten einen Taschenrechner gibt, ist es immer noch ein gutes Training gelegentlich ein bisschen Kopfrechnen zu praktizieren.

Wie Ihr KI-gestützte Systeme in Eurer Praxis mit PR-Texten anwenden könnt erfahrt Ihr im folgenden Artikel am Beispiel einiger ChatGPT-Prompts.

Was sind Eure Erfahrungen mit KI-gestützten Systemen? Welche KI-Tools könnt Ihr empfehlen? Ich freue mich auf Eure Kommentare.

{"email":"Email address invalid","url":"Website address invalid","required":"Required field missing"}

Christoph Tautscher

online.marketing.kommunikation

Seit über 25 Jahren bin ich im Online-, Medien- und Kulturbereich aktiv. Meine Erfahrung sammelte ich als Online-, Radio- und Print-Redakteur, sowie als PR- und Marketing-Manager u.a für das Jazz Fest Wien und die Jeunesse Österreich.

2018 erhielt ich meinen Master im Bereich „Marketing und Vertriebsmanagement“ an der FHWien der WKW zum Thema „Onlinemarketing für Kulturbetriebe“. Aktuell bin ich u.a als Kultur- und Onlinemarketing-Experte tätig und koordiniere die Forschungskommunikation an der FHWien der WKW.

>